Stress, der krank macht
Die Auswirkung von chronischem Stress aus den Coronajahren aus ayurvedischer Sicht betrachtet
2020 änderte sich die Welt schlagartig, als ein bis dato unbekanntes Virus die Welt lahmlegte. Das Coronavirus und die damit einhergehende Pandemie verlangte viel von uns ab und forderten durch schwere Erkrankungen viele Menschenleben.
Der Lebensrhythmus wird gestört
Unabhängig von einer viralen Infektion, erzeugte die neue Situation der Pandemie auch großen psychischen Stress, der eine Veränderung im täglichen Lebensrhythmus, und damit weitere Erkrankungen förderte.
Denn aus der Sichtweise des Ayurveda ist nicht alleine der Virus der Auslöser von Krankheiten, sondern auch das gesamte Lebensumfeld des Menschen, das Immunsystem, die Ernährung und Lebensweise.
Stress ist ein natürlicher Teil des Lebens, doch wenn er chronisch wird, kann er zu einer Vielzahl von körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen führen. Nach den Grundsätzen des Ayurveda wird Stress durch ein Ungleichgewicht der dosas erzeugt. Im Folgenden werde ich Ihnen anhand des vata dosa die Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten näher bringen.
Die täglich neuen Meldungen in den Corona-Jahren verursachten in unserem Geist sehr viel Bewegung – vata, dieses dosa wird auch als Wind bezeichnet. Wenig war in dieser Zeit fassbar und das Unbekannte, Bedrohliche verursachte Angst, schlaflose Nächte und führten zu einer Veränderung der Ernährung und des Lebensalltags.
Zu viel Vata
Eines der wichtigsten Prinzipien des Ayurveda ist es, die auslösenden Ursachen für die dosa Störung zu vermeiden, doch das Umgehen der Situationen gelingt leider nicht immer. Ashwagandha, eine viel genutzte vata reduzierende ayurvedische Pflanze ist als curna, Kräuterzubereitung oder Tee das Mittel der Wahl, um den Stress auszugleichen.
Diese ist im rasa (Geschmack) süß und im guna (Eigenschaft) ölig und schwer, also kapha erhöhend, welches wiederum vata reduziert.
Zu viel Kapha
Jedoch haben viele Menschen anstelle eines Tees eine andere kapha erhöhende Methode gewählt. Die Nachfrage nach Schokolade, Nüssen und süßen Brotaufstrichen entwickelte sich stetig nach oben. Verbunden mit einer generell reduzierten Bewegung, aufgrund von weniger Sport- und Freizeitaktivitäten, führte dies bei vielen Menschen zu Gewichtszunahme, Diabetes, einem erhöhten Cholesterinspiegel und Antriebslosigkeit – den klassischen Zeichen einer kapha Störung.
Ihre Symptome ernst nehmend gab es genügend Menschen, die nach und nach kapha reduzierende, langhana (leichtmachende) Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel durch eine Fastenwoche, durch die die Ernährung und Lebensweise angepasst wird und so die Störungen reduziert oder gar beseitigt werden.
Zu viel Pitta
Bei Menschen, die diese Kehrtwende nicht eingelegt haben, beobachten wir seit einiger Zeit einen Anstieg von pitta dosa, dem Feuer. Dieses erzeugt Sodbrennen, Gastritis, Durchfälle, Entzündungen, Blutungen und Ekzeme der Haut.
Pitta reduzierende Kräuter wie Guduchi und Manjistha, Kartoffelsaft zur Reduzierung der Magensäure, Hirtentäschel und Schafgarbe bei Blutungen, Erdrauch- Stiefmütterchentee, Vettupala oder Tamanuöl bei Hautproblemen und Pittatee stehen nun auf der Einkaufsliste ganz oben.
Durchbrechen der Abwärtsspirale
Ursache für das ausufernde pitta dosa ist wieder das vata. Denn der Stress, der Wind, der ständig in das Feuer, pitta, bläst, facht dieses an und erzeugt die beschriebenen Symptome.
Um eine Chronifizierung der Beschwerden zu vermeiden ist es spätestens jetzt an der Zeit über die persönliche ahara / vihara (Ernährung / Lebensweise) nachzudenken.
Ernährung
Warm und regelmäßig sollte die Ernährung sein, reich an gutem, saisonalem Obst und Gemüse, guten Ölen und Fetten wie Ghee oder Sesamöl und vielen frischen Kräutern und Gewürzen. Kurkuma, Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander und Pippali unterstützen den Verdauungstrakt, reduzieren Blähungen und die Entzündungsneigung. Kaffee, weißer Zucker, übermäßiger Fleischkonsum, Alkohol und Fertigprodukte mit Zusatzstoffen sollten Sie dagegen meiden.
Unterstützende Gewürzmischungen
Verwenden Sie Gewürz- und Teemischungen, die Ihr dosa wieder ins Gleichgewicht bringen. Unsere vata, pitta und kapha Gewürzmischungen werden nach den Regeln der Ayurveda Medizin zusammengestellt und sind, neben einer guten Ernährung und ausreichender Bewegung, ein wichtiger Baustein für einen gesunden Körper und ausgeglichene dosas.
Den Geist zur Ruhe bringen
Die dosas, die den Geist negativ beeinflussen, und dort zu Unruhe, Angst, Depression oder Wut führen, besänftigen Sie mit sanften Yogaübungen, Pranayama (Wechselatmung), Meditation und Spaziergängen in der Natur.
Ganzheitlichen Ansatz
Ayurveda bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Stressbewältigung, indem das Ungleichgewicht in den dosas durch Änderungen in Lebensstils und Ernährung angegangen werden. Dafür wird unter anderem mit pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, natürlichen Heilmitteln sowie Selbstpflegepraktiken gearbeitet für eine holistische Ursprungsbehandlung und keine reine Symptombekämpfung.
Jedoch ist es sinnvoll für die richtige ayurvedische Therapie, eine Konstitutionsanalyse und dosa Bestimmung von einem/r Ayurveda Mediziner/in durchführen zu lassen und nicht auf eigene Faust Kräuter zu konsumieren.
Ayurveda kann in Verbindung mit der modernen Medizin verwendet werden und kann zu besseren Ergebnissen führen, sollte aber unter Anleitung einer/s qualifizierten Ayurveda-Therapeut:in praktiziert werden.
Krank durch Stress? Schreiben Sie mir in den Kommentaren.
Ihre Sabine Deutscher
Autorin: Sabine Deutscher ist studierte Ayurvedamedizinerin, Heilpraktikerin und Naturkostladenbesitzerin der beinahe ersten Stunde (seit 1981). Sie ist nicht nur erfahrene Medizinerin und Geschäftsführerin, sondern auch begeisterte Yogini, Motorradfahrerin, Kräuterweiblein und politische Aktivistin.
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Ich (50) leide seit einigen Wochen zusätzlich zu den Hitzewallungen unter vermehrten Stimmungsschwankungen und unter Stresssymptomen wie zeitweise erhöhter Blutdruck und Einschlafstörungen. Habe eine Vata-Pitta-Konstitution. Ich übe mich seit Jahren in Meditation, Yoga und Pranayama, bin zum Ausgleich (Job Pflegekraft) viel in der Natur unterwegs. Ich nehme bereits seit über 2 Jahren Shatavari, was gut tut, und trinke Süßholz-, Rotklee- und ihren Stressfrei-Tee. Von Ashwagandha (Kps.) bekomme ich Magenbeschwerden. Können Sie mir eine verträglichere, stimmungsaufhellende Alternative zu Ashwagandha empfehlen? Herzliche Grüße aus Hannover, Simone Schmidt