Ein Plädoyer für den Mooncup, oder: Love your vagina!

person Geschrieben von: Miraherba list Im: Gesundheit Auf: comment Kommentar: 2 favorite Hit: 8611
Ein Plädoyer für den Mooncup, oder: Love your vagina!
Love your vagina! - Meine Erfahrung mit dem Mooncup. Warum ich nie wieder Tampons verwenden werde.

Zum ersten Mal auf das Konzept „Menstruationsbecher“ (andere sagen "Menstruationstasse") stieß ich vor ca. 6 Jahren beim Durchblättern eines Kataloges für Outdoor-Equipment. Er stand dort neben so genialen Erfindungen wie dem beschichteten Papiertrichter, der Frauen das im-Stehen-Pinkeln ermöglichen soll und superleichten Klappschäufelchen zum Vergraben des großen Geschäfts in der Wildnis. Der Katalog versprach größtmögliche Flexibilität bei geringstmöglicher Umweltbelastung. Wie soll ich sagen, ich war fasziniert.

Meine erste Begegnung mit dem Mooncup

Im selben Jahr begleitete ich Sabine auf die Biofach nach Nürnberg, wo wir das Vergnügen hatten, die herrlich erfrischenden Damen von Mooncup an ihrem Stand kennenzulernen. Sie waren auf Anhieb so sympathisch und herzlich und priesen mir ihr Produkt derart überzeugend an, dass ich direkt an Ort und Stelle meinen ersten Mooncup erwarb und mir fest vornahm, ihn auszuprobieren.

Ich besitze ihn seither noch immer und nutze ihn monatlich.


Zunächst die Fakten rund um die Menstruationstasse

Den Mooncup gibt es in zwei Größen, A (für Frauen, die vaginal entbunden haben, und/oder über 30 Jahre alt sind) und B (für Frauen, die nicht vaginal entbunden haben und unter 30 Jahre alt sind). Er besteht aus Silikon und ist zwischen den Fingern einfach knautschbar. Das muss er auch sein, damit Sie ihn vor dem Einführen zusammenfalten können. Mit einem merkwürdigen innerlichen „plopp“-Gefühl faltet er sich dann an Ort und Stelle wieder aus und ist bereit, gut abgeschlossen seine Arbeit zu verrichten. Der Mooncup kann dreimal so viel Flüssigkeit fassen wie ein Super-Tampon, es dauert also ein Weilchen, bis er voll ist. Wenn Sie ihn vorsichtig entfernt und ausgeleert haben, genügt es, ihn mit fließendem Wasser und Seife auszuwaschen oder einfach abzuwischen, bevor Sie ihn wieder einsetzen. Es empfiehlt sich, den Becher zu Beginn jeder Periode, nachdem er drei Wochen in seinem Baumwollsäckchen im Badezimmerschrank lag, 5 Minuten auszukochen. (Vorsicht, bei drohender Schusseligkeit besser eine Eieruhr stellen! Eine Freundin hat ihren ersten Mooncup aus Versehen zerkocht…) Alternativ können Sie ihn auch mit Sterilisierungsflüssigkeit reinigen oder ihn einfach in die Geschirrspülmaschine werfen!

Mooncup Größe A

Mooncup Größe A - größer

Mooncup Größe B

Mooncup Größe B - kleiner

Wie benutze ich den Mooncup?

Meine ersten Experimente im Umgang mit dem Mooncup waren zugegebenermaßen etwas mühsam. Ich brauchte ein paar Tage, um auf die Idee zu kommen, den an der Unterseite angebrachten Stiel abzuschneiden. Er soll eigentlich dazu dienen, den Mooncup leichter entfernen zu können, in der Bedienungsanleitung wird jedoch empfohlen, ihn auf die individuell richtige Länge abzuschneiden. Ich musste also zuerst meine Furcht, den Becher in mir drin nie mehr wiederzufinden, gegen das verdammt lästige Zwicken, das der Stiel verursachte, abwägen. Es war eine gute Entscheidung, den Stengel komplett abzuschneiden, denn mit etwas Übung und trainierter Beckenbodenmuskulatur ist der Mooncup auch so sehr einfach zu entfernen. Bis die nötige Übung erreicht war, waren einige Missgeschicke natürlich vorprogrammiert. Ich möchte Anfängerinnen mit dem Mooncup sehr empfehlen, die ersten paar Male besser nicht auf den Bad-Vorleger zu stehen und auch sonstige Textilien aus der möglichen Fallkurve des Bechers (und des Inhalts) zu entfernen. Lernt aus meinen Fehlern, Mädels. Auch eine gebückte Körperhaltung kann helfen, den Becher sicher in die Finger zu bekommen und unfallfrei aus dem Körper zu befördern. Spätestens nach der zweiten Periode hatte ich diese Schwierigkeiten überwunden und bin seither einfach vollends begeistert von dieser Erfindung.

Dank Menstuationstasse nie wieder Tampons

Das für mich überzeugendste Argument für einen Mooncup war, nie mehr Tampons oder Binden benützen zu müssen. Das bedeutet nicht nur durchaus beachtliche Ersparnisse - Die durchschnittliche Europäerin verbraucht über 11'000 Tampons oder Binden in ihrem Leben – sondern auch keine hektischen Gänge zur Drogerie mehr, und auch der durch Wegwerfartikel anfallende unappetitliche Müll wird vermieden. Die finanziellen und ökologischen Vorteile, die sich aus dem wiederverwendbaren Menstruationsbecher ergeben, sind also nicht von der Hand zu weisen.

Der Mooncup nimmt keinen Einfluss auf die Scheidenflora

Dazu kommt der körperliche Nutzen: Tampons nehmen neben dem Menstruationsblut allerlei Flüssigkeiten auf, die eigentlich besser dort bleiben sollten, wo sie herkommen – zum Einen die natürliche Scheidenflüssigkeit, was bei vielen Tamponbenutzerinnen zu unangenehmer Trockenheit „untenrum“ führt, besonders am Ende der Tage, wenn die Blutung schwächer wird. Zum Anderen bleibt das Badewasser beim Planschen im Meer oder Schwimmbad mit dem Mooncup dort, wo es hingehört: außerhalb meines Körpers. Auch kann der Mooncup keine Fussel oder Fasern verlieren, wie es Tampons tun, und ist völlig frei von Zusatzstoffen, was ihn auch für Allergikerinnen interessant macht.


Mit Periode ins Thermalbad und in die Wildnis - Easy mit Mooncup

Richtig eingesetzt macht sich der Becher einfach überhaupt nicht bemerkbar – höchstens durch dezentes Tröpfeln, wenn man zu lange mit dem Ausleeren gewartet hat. Restlos begeistert war ich von der Möglichkeit, trotz Periode ins Thermalbad oder die Sauna gehen zu können, was ich mich mit Tampon niemals getraut hätte. Textilfrei, aber ein Schnürchen zwischen den Beinen hängen haben? Nein Danke!

Mooncup Norwegen


Auch Wildpinkeln wird mit dem Becher, wie bereits der Outdoorkatalog behauptete, tatsächlich sehr viel einfacher, da man ihn im Gegensatz zum Tampon nicht bei jedem Klogang wechseln bzw. reinigen muss. Auf längeren Trekkingtouren in der Schweiz oder Norwegen war ich jedes Mal sehr froh, mir nicht überlegen zu müssen, wo ich die nächsten Tage die benützten Tampons aufbewahren soll, die man ja auch nicht wirklich in die Wildnis werfen möchte. Stattdessen reichte ein kleines Wildwasserbächlein oder eine Wasserflasche aus, um den Becher nach Entleerung kurz auszuspülen und dann ganz erfrischt wieder hinter dem Gebüsch aufzutauchen.


Die Menstruationstasse führt zu abnehmendem Periodenfluss

Es hängt natürlich von der Stärke Ihres persönlichen Menstruationsflusses ab, wie oft Sie den Becher ausleeren müssen. Bei mir reichen mittlerweile zwei Mal Ausleeren und Reinigen am Tag – Vor dem Zubettgehen und bei der Morgentoilette. Den Rest des Tages muss ich mich nicht mit meiner Periode auseinandersetzen – Na gut, Ziehen im Bauch und schlechte Laune verhindert der Mooncup natürlich auch nicht, aber immerhin berichten viele Nutzerinnen, dass ihr Periodenfluss mit der Zeit abgenommen hat und auch sie den Becher seltener ausleeren müssen. Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass man dank dem Mooncup einfach feststellt, dass man in Wirklichkeit viel weniger stark blutet, als bisher angenommen. Ein für viele Frauen interessanter Aspekt ist nämlich, dass der Becher die Auseinandersetzung mit Ihrem Körper und seinen natürlichen Funktionen fördert. Falls Sie sich für so etwas interessieren, oder es gar aus gesundheitlichen Gründen Ihrer Ärztin mitteilen müssen, können Sie anhand der Millilitermarkierungen am Becher genau nachvollziehen, wie viel Blut Sie tatsächlich am Tag durch die Menstruation verlieren und wie sich Konsistenz, Farbe und Menge über die Dauer der Blutung verändern.

Der Mooncup trainiert die Beckenbodenmuskulatur

Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt des Menstruationsbechers ist, dass er ganz nebenbei die Beckenbodenmuskulatur trainiert! Alleine dadurch, dass man ihn den ganzen Tag mit sich herumträgt. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Sie den Becher dann noch leichter entfernen können, auch… sagen wir... intime zwischenmenschliche Kontakte können davon durchaus profitieren.

Lisa Deutscher Mooncup

Also, kurz und gut: ich wundere mich wirklich, warum noch nicht alle Frauen einen haben!

Links: Sehr empfehlenswert ist die facebook-Seite von Mooncup. Da die gesellschaftliche Wahrnehmung der Periode noch immer stark von Schlagworten wie 'Heimlichkeit' und 'Schmutzigkeit' geprägt ist, versucht das Unternehmen durch interessante Berichte und eigene Kampagnen gegen dieses Zerrbild anzukämpfen. Eine der frühen und noch immer unterstützenswerten Kampagnen brachte auch den Ohrwurm-Song „love your vagina“ hervor, den ich Ihnen ans Herz legen möchte.



Autorin: *Lisa Deutscher*, von Haus aus studierte Archäologin, ist politisch und gesellschaftlich interessiert und lebt im schönen Freiburg i. Br. Sie kümmert sich um Blog und Facebook-Profil von Miraherba und freut sich über jeden neuen Miraherba-Fan auf Facebook!



Creative Commons Lizenzvertrag

Ein Plädoyer für den Mooncup von Miraherba ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.

Tags: miraherba

Bemerkungen

Erstellt am Wednesday, November 15, 2023 Geschrieben von Eli Weymouth Kommentar Link
Your writing isn't just informative but also entertaining.
I thoroughly enjoyed the read!

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Erstellt am Tuesday, May 2, 2023 Geschrieben von mike Kommentar Link
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