Die drei Arten von Husten im Ayurveda - ayurvedische Hausmittel
Der Herbst mit seinen Stürmen und der nass-kalte Winter bringen lästige Erkältungskrankheiten mit sich. Dunkelheit, trockene Heizungsluft, wenig Bewegung im Freien und in der Folge trockene Schleimhäute und der zunehmende Winterblues komplettieren das Unwohlsein zu dieser Zeit. Igitt.
Aber es gibt Rettung! Erfahren Sie mehr über einfache ayurvedische Hausmittel bei Husten und Erkältungskrankheiten und bereiten Sie sich wohlig duftende Dampfinhalationen zu. Wir erklären den Zusammenhang von Dosha und Hustenart und geben Ihnen ayurvedisches Fachwissen zum Thema Husten an die Hand.
Inhaltsverzeichnis
Der Organismus aus ayurvedischer Sicht
Ayurvedische Präparate gegen Husten
Also: Was ist eigentlich Husten?
"Kasa" - so lautet der allgemeine Sanskritbegriff für Husten. Er lässt sich in etwa übersetzen als: „druckvolles Ausatmen, das mit dem Geräusch eines zerbrechenden Bronzetopfes einhergeht“. Und klingt auch ausgesprochen so wie ein fieser Husten. Kasa!
Ganz ähnlich gibt es in unseren Kulturkreisen die Beschreibung des Hustengeräuschs als „hohler Eimer“, oder „bellen“.
Husten als Schutzfunktion
Husten ist zwar lästig, da er anstrengend und schmerzhaft sein kann, erfüllt aber meistens eine wichtige Schutzfunktion.
Der Schutzreflex unseres Körpers dient dazu, beispielsweise Fremdkörper, Staubpartikel oder Schleim aus den Atemwegen hinauszubefördern. Die Bewegungsrichtung geht nach oben (udana-vata), um das Atemorgan von Sekreten und Krankheitserregern zu reinigen.
Eine gesunde Lunge reinigt sich selbst
Die Schleimhäute produzieren - wie der Name schon sagt - Schleim, welcher von Millionen kleiner Flimmerhärchen nach oben abtransportiert wird und entweder ausgeworfen oder geschluckt und damit zerstört wird. Ist die Schleimhaut angegriffen, beispielsweise durch eindringende Erkältungsviren, funktioniert das natürliche Reinigungssystem nicht mehr. Die ausgelöste Entzündung führt zu einer vermehrten Produktion von zähem Schleim und die Flimmerhärchen werden blockiert. Der zähe Schleim staut sich in den Atemwegen an und reizt die Nervenenden. Das Hirn schaltet auf Hustenreflex und der Körper versucht, mit explosiven Hustenstößen Schleim und Krankheitserreger auszuhusten.
Husten ist jedoch auch das Symptom zahlreicher Atemwegserkrankungen – von akuten grippalen Infekten über Lungenentzündungen bis hin zu chronischem Husten, wie er durch Asthma bronchiale ausgelöst wird. Husten ist also nicht gleich Husten.
Husten im Ayurveda
In der ältesten Schrift des Ayurveda, der Caraka Samhita (gesprochen Tscharaka Samhita) werden verschiedene klassische Ursachen für Husten beschrieben. Interessant hierbei ist, dass es nicht nur körperliche und umweltbedingte, sondern auch psychische Ursachen für Husten zu geben scheint:
Ursachen für Husten im Ayurveda
- Trockene Nahrung, trockenes Klima
- Körperliche Überanstrengung
- Rauch, Pollen, Staub, Abgase
- Unterdrückung natürlicher Körperbedürfnisse
- Dazu gehört der Husten- und Niesreiz, sowie
- das ausgleichende Atemholen nach Anstrengung
- Regelmäßiger, langer Tagesschlaf
- Einatmen von Fremdkörpern
- Traumata und Auszehrung
Wichtig für eine erfolgreiche Behandlung ist die Ergründung der Ursache und wenn möglich die Vermeidung derselben.
Der Organismus aus ayurvedischer Sicht: Srotas
Die Ayurvedamedizin beschreibt den Körper als psycho-physiologisches Beziehungsgeflecht. Die kleinsten Leitbahnen und Transportsysteme im Organismus nennt man Srotas. Es gibt 13 verschiedene Körperkanäle, die unseren Körper durchlaufen und ganze Organsysteme darstellen. Darunter fallen die drei Kanäle für die Aufnahme und Verteilung von Wasser, Atmung und Nahrung. Sieben Srotas für Gewebe (Plasma, Blut, Muskelgewebe, Fettgewebe, Knochengewebe, Knochenmark, Fortpflanzungsgewebe). Sowie drei Kanäle, die für die Entsorgung körpereigener Abfallprodukte zuständig sind (Urin, Stuhl und Schweiß). Die Srotas können beeinflusst werden durch die Elemente (mahabhutani), Säfte (doshas) und Eigenschaften (gunas).
Viele Ernährungsempfehlungen und Therapiemethoden dienen der Vorbeugung, oder Behandlung von Srota-Blockaden oder Pathologien.
Prana-vaha-srotas: Hier fließt der Atem
Die Ayurvedamedizin beschreibt Husten als Funktionseinschränkung der Lunge und jener Körperkanäle, die Atemluft befördern. Diese atemführenden Körperkanäle heißen „prana-vaha-srotas“. Prana ist die Atmung, die Lebensenergie, die durch die Atemorgane Luftröhre, Lunge, Bronchien, Schleimhaut und Flimmerhärchen in den Körper fließt. Liegt eine Störung in jenen Srotas vor, kommt es zu eingeschränkter oder vermehrter Atmung, Schmerz, oder Geräuschen (rasseln, knacken, oä.).
Eine ayurvedische Husten-Therapie konzentriert sich hauptsächlich auf die Regulierung und Reinigung der prana-vaha-srotas.
Das Dosha bestimmt die Hustenart
Das den Husten dominierende Dosha entscheidet die Hustenform und dementsprechend die Therapie. Wie jeder Erkrankung ordnet die Ayurvedamedizin auch jeder Hustenart ein Dosha zu. Das jeweilige Dosha dominiert die Symptomatik und gibt die Richtung der Behandlung an. Ziel ist, das Dosha auszugleichen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen.
Hier erfahren Sie mehr über das Prinzip der Doshas im Ayurveda: Doshas Vata, Pitta, Kapha – Die Lehre der Ayurveda-Typen
So zeigt sich kasa bei der entsprechenden Dosha Störung
Vata-Husten
- trockener Husten, unproduktiv und schmerzhaft
- Es entstehen Heiserkeit und durch den unproduktiven Husten Kopf- und Brustschmerzen
- Man fühlt sich kraftlos und schwach
Pitta-Husten
- Husten mit eitrigem, gelblichem Auswurf, oft mit Fieber, Rötung des Kopfes, auch mit Blutbeimengungen
- Durch das hohe Pitta (Feuer) entstehen Durst, ein Brennen in der Brust, ein bitterer Geschmack im Mund
Kapha-Husten
- Husten mit sehr schleimigem hellem Auswurf, rasselnde Atmung, teilweise auch asthmatisch (Einatmen ist leichter als ausatmen).
- Durch die Verschleimung entsteht ein Schweregefühl im ganzen Körper, die Mundschleimhaut ist mit zähem Schleim belegt
- Der Patient bzw. die Patientin klagt über Appetitlosigkeit
Was tun bei Husten? Ayurvedische Rezepte und Hausmittel
Die frühen Symptome kennt jeder: meist kündigt sich der Husten mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden an. Dann folgen ein paar klassische Schnupfentage mit laufender oder verstopfter Nase, teilweise begleitet von leichtem Fieber und einem mehr oder weniger schweren Krankheitsgefühl. Hier sollte man den Körpersignalen folgen, Ruhe in den Alltag einkehren lassen und sich schonen. Nach 7-10 Tagen stellt sich dann der entsprechende Husten ein. Je nach dem, welcher Husten vorherrscht, beschreiben wir unten ein paar ayurvedische Hausmittel.
Kopfdampfbad – allgemeine schleimlösende Therapie (alle Kasa-Typen)
Die allgemeine Therapie bei allen Kasa-Typen dient der Regulierung und Reinigung von prana-vaha-srota mit dem schönen altmodischen Kopfdampfbad mit Ajowain. Es wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und beruhigend.
Zubereitung:
1 El zerstoßenen Ajowain in eine große Schüssel mit dampfend heißem Wasser geben
Den Kopf darüber halten und mit einem Handtuch abdichten.
Ca. 10 min durch Nase und Mund inhalieren. Taschentücher bereithalten. Nicht zu nah an den heißen Dampf gehen.
Salzwickel – bei trockenem Husten (Vata-Kasa)
Bei Vata Kasa, also trockenem, sich nicht lösendem Husten, hat sich vor dem Inhalieren eine Salzauflage bewährt:
Zubereitung:
2 Eßl feines Steinsalz
2 Eßl Sesamöl
zusammen in einer kleinen Schüssel zu einer Paste rühren.
Streichen Sie die Salz-Öl-Paste auf die Bronchien (Die Stelle zwischen Hals und Brustbein) und legen Sie ein dünnes Baumwolltuch (Küchenkrepp geht auch) darüber. Dann ein kleines Handtuch und darauf eine nicht zu volle, nicht zu heiße Wärmflasche. Bleiben Sie 10-15 min liegen. Danach wird inhaliert und im Regelfall kann man bereits wesentlich leichter den Schleim abhusten.
Hustenkugeln Eladi vati (alle Kasa-Typen)
Bei allen Husten-Arten bieten sich zustäzlich selbstgemachte Husten-Kugeln an, die man über den Tag verspeist.
Zubereitung:
10 g Zimt / Tvak
5 g Kardamom / Ela
5 g Nelken
40 g Süßholz / Yastimadu
40 g Vollrohrzucker oder Kokosblütenzucker
40 g Rosinen ungeschwefelt
40 g weiche Datteln
Kneten Sie das Pulver mit dem fein gemahlenen Zucker und den fein geschnittenen Früchten zu einer Masse. Anschließend formen Sie kleine Kügelchen. Diese können zusätzlich noch in einer Zimt Kardamom Mischung gerollt werden, damit sie nicht aneinanderkleben.
Je nach Größe der Kugeln (0,5-1g) nimmt man 5-15 Stück am Tag zu sich.
Die Gewürz-Fruchtmischung kann bei übermäßigem Verzehr die Verdauung anregen.
Bei Entzündungen im Hals-Rachenbereich kann den Kügelchen noch
5 g Curcuma
hinzugefügt werden
Selbstgemachter Hustensirup mit Ingwer und Zitrone (bei Vata- und Kapha-Kasa)
bei Vata- und Kapha-Husten bietet sich der scharfe Hustensaft an.
Zubereitung:
100 g unbehandelte Bio Zitronen
100 g frischer Ingwer
Beides klein schneiden
In 3,2 l Wasser über Nacht einweichen
Am Morgen die Zitrone und den Ingwer ausdrücken, die Flüssigkeit durch ein Sieb abgießen und 1:1 mit Zucker (zum Beispiel Vollrohr-, Dattel- oder Kokosblütenzucker) so lange köcheln, bis das Wasser zur Hälfte verdampft und ein dickflüssiger Sirup entstanden ist.
Mit jeweils etwas Zimt, Kardamom, Nelken und Pfeffer würzen.
In Flaschen füllen, gut verschließen und kühl lagern.
Ayurvedische Kräuterpräparate bei Husten
Unterstützend können Sie auch zu ayurvedischen Kräuterpräparaten greifen. Dazu haben wir Ihnen in der folgenden Tabelle ein paar ayurvedische Kräuterpräparate entsprechend der Dosha-Symptomatik zusammengestellt. Ein Klick auf das Bild bringt Sie zur Detail-Seite des Präparates bei Miraherba.
Präparat | Einnahme | Vata | Pitta | Kapha |
1 Tl Sitopaladi Churna mit Honig oder Ghee vermengen und lutschen | ✔ | ✔ | ✔ | |
1 Tl Trikatu Churna mit Honig oder Ghee vermengen und lutschen | ✔ | |||
2-3 EL Dashamula Aristham täglich einnehmen | ✔ | ✔ | ||
3x täglich 3 Triphala Guggulu mit warmem Wasser einnehmen | ✔ | |||
1-3x täglich 1 Tl Vacha (Kalmus) Churna einnehmen | ✔ | ✔ | ||
3x2 Guduchi Kapseln täglich einnehmen. (Alternativ: Guduchi Churna) | ✔ | ✔ | ✔ | |
Bronchien und oberen Rücken mit Maharishi Ayurveda Balm einreiben. | ✔ | ✔ | ✔ | |
Nasenölung "Nasya" vornehmen. Eine Anleitung finden Sie im Blogartikel "Nasya – die ayurvedische Nasenreinigung und Pflege der Nasenschleimhäute". |
✔ Mit Ghee |
✔ |
✔ Mit Ghee |
Achten Sie auf Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil
Allgemein gilt: Rauchen, Stress und der Aufenthalt im Kalten sind selbstverständlich der Genesung abträglich. Ein Spaziergang im Wald, Atemübungen und Meditation fördern die schnelle Genesung. Achten Sie auf Ihren Körper und schalten Sie einen Gang runter.
Die Ernährung sollte bei Husten und Erkältungskrankheiten warm sein und viele Gewürze enthalten.
Besonders empfehlenswerte Gewürze sind: Zimt, Kardamom, Kurcuma, Ingwer, Asafoetida, Kubeben-Pfeffer, langer Pfeffer, Galgant, schwarzer Pfeffer, Nelken.
Versuchen Sie auf Vata-erhöhende Lebensmittel zu verzichten: Also wenn möglich keine kalten Getränke, sowie kalte, trockene, saure und schwere Nahrungsmittel. Joghurt oder harter Käse sind beispielsweise nicht zu empfehlen.
Pranayama und ein regelmäßiger, ruhiger Lebensstil sind zuträglich. Hier finden Sie eine einfache Anleitung für ayurvedische Atemübungen: Pranayama - Anleitung für Ayurvedische Atemübungen
Kommen Sie gut durch die kalte Jahreszeit und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Deutscher
Autorin: *Sabine Deutscher* ist studierte Ayurvedamedizinerin, Heilpraktikerin und Naturkostladenbesitzerin der beinahe ersten Stunde (seit 1981). Sie ist nicht nur erfahrene Medizinerin und Geschäftsführerin, sondern auch begeisterte Yogini, Motorradfahrerin, Kräuterweiblein und politische Aktivistin.
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Viele Grüße, Savitri